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Stenografie

Schneller schreiben als tippen!


Ein schräger, flacher Aufstrich und ein senkrechter, kurzer Abstrich: So wird das Wort „ohne“ stenografiert. Und mit verdicktem Abstricht heißt es „Österreich“ – leicht zu merken eigentlich. 


Leider ist das auch schon alles, was aus dem einjährigen Steno-Unterricht hängen geblieben ist. Dabei wären derartige Kenntnisse recht praktisch gewesen - zum Beispiel beim Mitschreiben an der Uni. Andererseits hätten die Studienkollegen mit diesen Mitschriften wahrscheinlich wenig anzufangen gewusst … doch was genau ist Stenografie? Stenografie – auch Kurz-, Eil- oder Engschrift genannt – ist ein Begriff aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern "eng" und "schreiben" zusammen. Es ist eine sogenannte Schnellschrift, die dem Schreibenden dabei helfen soll die gesprochene Sprache in Echtzeit mitzuschreiben.


So schnell schreiben wie Eminem rappt


Während wir mithilfe unserer herkömmlichen Langschrift kaum mehr als 40 Silben pro Minute von der Rede eines Vortragenden (mittleres Tempo: 250 Silben/min) mitkritzeln können, sind es mit der stenografischen Verkehrsschrift schon rund drei Mal so viele. Wer Steno-Redeschrift beherrscht (mit noch mehr Abkürzungen), kann es auf bis zu 480 Silben pro Minute bringen. Das ist schnell  – „Speedy Gonzales“ lässt grüßen! Oder einen anderen Vergleich bemühend: Damit ließen sich die Texte des US-Rekord-Rappers Eminem in Echtzeit verschriftlichen. Und wer etwa seinen Song „Godzilla“ kennt, weiß: Das ist schon recht beeindruckend!


Eine solche Sprint-Stenografie erfordert selbstredend viel Fleiß und Schweiß, aber auch schon beim Normalgebrauch heißt es vor allem: Dranbleiben. Denn mit Steno verhält es sich wie mit den Vokabeln einer Fremdsprache: Wer nicht im Training bleibt, vergisst – das oft schneller, als man glaubt.


Einst und jetzt: Stenografieren von Politikerreden


Allerdings ist nicht nur das Vergessen schuld daran, dass heutzutage nur mehr wenige Stenografie beherrschen. Wer Steno lernen will, muss dazu Kurse an Volkshochschulen oder Universitäten belegen, da es als Schulfach schon seit Jahren nicht mehr unterrichtet wird. Wahrscheinlich weil es im Berufsleben mittlerweile keine Rolle mehr spielt: Reden und Diktate werden mittels Aufnahmegeräten, Handy-Apps und Computersoftware mitgeschnitten – der schnelle Schreibfinger ist somit überflüssig. 


Eine der letzten Kurzschrift-Bastionen sind Stenografiebüros in europäischen Parlamenten, denn trotz moderner Technik werden Politikerreden bei uns immer noch auch handschriftlich protokolliert. Und hier schließt sich der Kreis, weil genau in diesem Bereich Kurzschriftsysteme ihren Ursprung haben. 


Ganz konkret: Die älteste vollständig erhaltene Eilschrift – die Tironischen Noten – stammt aus dem 1.Jahrhundert v. Chr. von Marcus Tullius Tiro, seines Zeichens Sekretär des römischen Philosophen und Redners Cicero. Tiro erfand seine Kurzschrift, um die Reden von Cicero und anderen Staatsmännern im römischen Senat aufzuzeichnen. Das nennt man mal Tradition!

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