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Zeigt Handschrift den Charakter?

Ein kleiner Exkurs in die Grafologie


Die Idee hinter der Grafologie ist: So wie wir durch Sprache und Körpersprache etwas über einen Menschen erfahren können, soll auch die Handschrift Hinweise auf die Persönlichkeit geben. Selbstbewusstsein, Willensstärke, Temperament, Ausdauer und Fleiß – all das spiegelt sich nach Ansicht der Grafologen in unserer Handschrift wider.


Zahlreiche Merkmale wie die Größe der Buchstaben, die Neigung der Schrift, deren Enge oder Weite, Wort- und Zeilenabstände, der Zeilenverlauf auf einem unlinierten Blatt, Schnörkel, aber auch die Strichbreite oder der Anpressdruck werden dazu von den Schriftdeutern unter die Lupe genommen.

 

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Vorsichtige Steilschreiber, selbstbewusste Großschreiber 


Beispielsweise würden sich Menschen, die ihre Buchstaben eng setzen, anderen gegenüber weniger öffnen als jene mit einer weiten Schrift; Steilschreiber wiederum seien vorsichtiger als schräg Schreibende. Menschen mit konstantem Formbild wiederum (regelmäßig geformte Buchstaben mit gleichbleibender Neigung und geradem Zeilenverlauf) verfügten nach Ansicht von Grafologen über Willensstärke und Selbstbeherrschung. Während jenen mit unregelmäßigem Formbild eine große Portion Gefühl und Intuition attestiert wird, die ihnen allerdings wichtiger sei als Ordnung und Selbstdisziplin.


Keine Frage, derartige Analysen klingen faszinierend. In mancherlei Hinsicht könnte man sich glatt wiedererkennen: Großschreiber sind selbstbewusst und voller Tatendrang – ja! Ein weites Schriftbild spricht für eine dynamische Persönlichkeit – ja! Ein aufstrebender Zeilenverlauf für Begeisterungsfähigkeit und Optimismus – ja, ja und nochmals ja! 


Umgekehrt, wenn es um charakterliche Schwächen geht, hinterfragt man eher: Bin ich wirklich undiszipliniert und mangelt es mir an Anpassungsfähigkeit, wenn meine Zeilen mal nach oben, mal nach unten ziehen? Und deutet eine linkslastige Schrift tatsächlich auf eine gewisse Ich-Bezogenheit hin und darauf, dass ich Konflikten aus dem Weg gehe? Hmm...



Die Schrift ist wie ein Puzzle


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Natürlich: Die Dinge sind komplexer und Grafologen betonen, dass nie ein Merkmal allein ausschlaggebend ist, sondern immer nur die Gesamtschau Rückschlüsse von jemandes Handschrift auf dessen Persönlichkeit liefert. Eine Schrift wäre demnach wie ein Puzzle: Erst die Summe aller Merkmale ergibt ein vollständiges Bild. Zu deuten nur für jene, die über eine entsprechende Ausbildung verfügen. 


Kritiker führen allerdings ins Treffen, dass sich in wissenschaftlichen Studien keine systematischen Zusammenhänge zwischen der Handschrift und Persönlichkeitseigenschaften finden lassen. Auch eine Metaanalyse hinsichtlich der Handschriftendeutung in der Personalauswahl kommt zu dem Schluss, dass sich mithilfe von Grafologie nicht auf berufliche Leistungen schließen lässt. 



Probieren geht über Studieren


Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob in einer Zeit, in der immer weniger manuell geschrieben wird, Handschriften überhaupt aussagekräftig sein können, ungeübt wie sie sind. Grafologen widersprechen dagegen naturgemäß und pochen auf einen Jahrhunderte alten Erfahrungsschatz sowie eine fundierte Ausbildung, die im deutschsprachigen Raum den jeweiligen Fachgesellschaften und Verbänden obliegt.

Fakt ist: Die Grafologie ist wissenschaftlich nicht anerkannt. Spaß macht es aber allemal zu versuchen, die eigene Klaue zu interpretieren und vielleicht zu der einen oder anderen Erkenntnis zu gelangen. Aber urteile selbst! Nachfolgend haben wir ein paar Merkmale sowie deren Deutung herausgegriffen.



Einige Schriftmerkmale und deren grafologische Interpretation:


Schriftgröße

Groß: selbstbewusst, impulsiv, voller Tatendrang

Klein bis winzig: detailverliebt, realitätsnah, manchmal unsicher 


Neigung

Rechtslastig: warmherzig, ungezwungen, kontaktfreudig

Linkslastig: selbstbezogen, introvertiert, beherrscht, konfliktscheu 

Senkrecht: besonnen, aufrichtig, nüchtern, vorsichtig bis langweilig


Schriftbild

Eng: überlegt und bedächtig, nicht risikobereit, nicht spontan

Weit: dynamisch und progressiv, unternehmungslustig, gesellig, eventuell ungenau und ungeduldig


Wortabstände

Große Lücken: geistig klar, verfügt über große Übersicht, auch reserviert bis kontaktscheu

Enge Zwischenräume: emotional bis chaotisch, legt Wert auf Nähe und Kontakte, bisweilen distanzlos


Zeilenverlauf

Gerade: planvoll und logisch denkend, stabil und belastbar

Aufsteigend: zuversichtlich, positiv, begeisterungsfähig 

Fallend: mutlos, erschöpft, demotiviert (oft nur phasenweise)


Zeilenabstand

Eng: sehr kontaktfreudig bis vereinnahmend

Weit: freiheitsliebend


WISSEN:

Grafologe oder Schriftsachverständiger – wer macht was?

Während Grafologen etwaigen Zusammenhängen zwischen Handschrift und Persönlichkeitsmerkmalen auf der Spur sind und für Privatpersonen Analysen hinsichtlich Persönlichkeitsentwicklung, Partnerschafts- und Erziehungsfragen anstellen sowie für Firmen im Bereich Personalwesen und Laufbahnentwicklung, befassen sich Schriftsachverständige mit der Echtheit von Unterschriften, Urkunden oder Testamenten. Sie sind vor allem dann gefragt, wenn Manipulationen und Fälschungen vermutet werden. Auftraggeber sind Private, aber auch Gerichte, Staatsanwaltschaft sowie die Kriminalpolizei. 

 
 
 

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